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#1
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Comic Sans - wie kommt es zur Sympathie bei Normalen und Antipathie bei Typografen?
Hallo zusammen!
Immer wieder - auch gerade aktuell - taucht in Zusammenhang mit einer "schönen Schrift" auch Comic Sans auf. Eine Schriftart, welche die Gemüter spaltet. Viele Nicht-Typografen finden diese Schrift ansprechend und gelungen, geradezu universell einsetzbar, während Typografen voller Verzweiflung die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Wie kommt es zu diesem Fehlempfinden auf Seiten unbedarfter Betrachter? Oder liegt das Fehlempfinden gar auf Seite der Typografen? Mein typografisches Wissen beschränkt sich auf 2-3 Bücher zu dem Thema ohne größere Praxiserfahrung. Doch mich interessiert nun einmal, wie andere es sehen. Irren hier die Typografen oder typografisch unbedarften Betrachter? Wie kommt es zu diesen Fehlgriffen in Punkto Schriftart bei Nutzern ohne Erfahrung in diesem Bereich? Lässt sich hier einfach und nachvollziehbar Abhilfe schaffen, die auch nachvollzogen wird? Ich finde es ist durchaus ein spannendes Thema zum Belichten. Grüßle Stephan
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#2
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Weil es menschen wie mich gibt, die meinen, dass es besonders toll wirkt wenns verschnörkelt ist bis zum erbrechen
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Schwarzweißfotografie hautnah: press-photographer |
#3
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Ich denke, aß es der Comic sans so geht, wie vielen anderen Schriften, die zu oft verwendet werden und das leider ohne Kopf und Hirn. Die Schrift gefällt im ersten Moment, weil sie sich von den anderen Schriften erst einmal erfrischend abhebt. Zusãtzlich hat sie jeder auf seinem PSC, weil sie mit Mac und Win schon seit langem ausgeliefert wird. Auf den ersten Blick also toll, wenn man sich abheben will oder einfach weniger steril wirken möchte.
Aus den zweiten Blick ist sie aber recht kindlich. Und ehrlich, würdet ihr zu einem Arzt gehen, der eine Werbung in kindlicher Schrift hat und als Herzspezialist durchgehen möchte? Leider wurde Comic aber oft genutzt, ohne die weitere Wirkung zu beachten. Es gibt auch andere Schriften, bei denen ich die Ächtung deutlich schwieriger nachvollziehbar finde. Papyrus ist so eine Schrift. Die ist auch so oft verwendet worden, dass viele Designer sie auch nicht mehr sehen können. Gute Typografie fängt bei mir da an, wo die Schrift zum Rest gut passt. Comic Sans passt wohl eher zu Kindergärten und Kindergeburtstagen, aber für eine ernsthafte Corporate ID steh sie dem Wort ernsthaft zu sehr im Widerspruch. Das ist zumindest meine Meinung. Es sei denn die CI wäre für einen Kindergarten, aber auch da gibt es schönere und seriösere Schriften... Lieben Gruß Heike |
#4
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Vielen Dank für diesen Thread, Stephan. Ich finde dieses Thema auch sehr spannend, denn ich habe hier schon oft gesehen, dass flammende Reden gegen die Benutzung von Comic sans gehalten wurden, sogar "Anti-Comic-sans-Signaturen" habe ich schon entdeckt.
Verstanden habe ich (Laie und Typo-Noob) diese, ich möchte fast sagen, kollektive Abneigung nie. Wenn ich beispielsweise einem Glückwunschbeitrag in einem Forum das Nüchterne nehmen und ihm etwas Verspieltes, Niedliches geben möchte, so nehme ich recht gerne Comic sans MS, da dies bei allen, die den Beitrag lesen, auch so angezeigt wird, wie ich es erfasst habe, da jeder diesen Font auf dem PC hat. Was nützt es mir denn, wenn ich extra manuell in einem Schmuckfont formatiere, wenn ihn außer mir keiner sieht? Hier im Forum verkneife ich mir allerdings mittlerweile die Nutzung dieses Fonts - erstens weiß ich, dass ihn viele nicht mögen, und zweitens habt gerade ihr einiges an Fonts auf euren Rechnern installiert, sodass euch andere Formatierungen korrekt angezeigt werden. Glückwünsche oder auch Gedichte oder Ähnliches in Comic sans formatiert, sprechen mich an, ich empfinde es als angenehmer solche Texte nicht in nüchternem Arial, Times New Roman etc. zu lesen. Bei sachlichen Texten sieht die Sache wieder anders aus. Die Art des Fonts sollte imho schon zur Art des jeweiligen Textes passen. Das ist ein bisschen wie bei der Bekleidung: Ein Anwalt wird seinen Klienten auch nicht in Badeschlappen und Schlabber-T-Shirts empfangen. Wenn er's aber mag und privat zu Hause seine Freunde darin empfängt, warum nicht? Welchen Font man letztendlich verwendet, ist zum Großteil auch Geschmacksache. Es soll vorkommen, dass sich da auch die Fachleute nicht immer ganz einig sind, wo was passt. Und wenn jemand von einem Font übersättigt ist, weil er zu oft über ihn gestolpert ist, ist das sicherlich nachzuvollziehen. Das ist bei anderen Dingen ebenso: Wenn ich jeden Tag Eiskaffee vorgesetzt bekäme, könnte ich ihn irgendwann nicht mehr sehen. Mich würde im Zuge dieser Diskussion auch einmal interessieren, welche Fonts die Comic-Sans-Gegner bevorzugen, wenn sie einem Text einen weniger sachlichen Look geben möchten. Ich habe einmal irgendwo eine Liste der "100 besten Fonts" verlinkt gesehen - ich glaube, das war sogar hier - hatte sie gespannt aufgerufen - und ich war so enttäuscht. Die Fonts mögen gut lesbar, gut konstruiert und was weiß ich alles sein - aber alle stocknüchtern. |
#6
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Ich verwende je nach Anlass dann gerne Handschriften, die ein vernig individueller aussehen und suche meistens die für mich passende. Sicherlich auch bald ausgelutscht aber aus meiner Sicht schöner gemacht als die Comic Sans, wäre zum Beispiel Handwriting Dakota:
Was mir jetzt, wo ich die Comic mit Schaudern ausgewählt habe, noch auffällt ist, dass sie irgendwie mir persönlich zu gerade und zu kindlich ist. Da ist eine hübsche Handschrift aus meiner Sicht schöner. comic ist irgendwie nix halbes und nix Ganzes. Wenn ich es verspielter will, dann nehme ich eine verspieltere Schrift oder eine Kalligraphische: z.b. hier Lucida Calligraphy oder Curlz: Also um es witziger oder persönlihcer zu gestalten, gibt es so viel auswahl, warum dann diese nicht so schöne Schrift nehmen. Klar Curlz ist im Extremeinsatz nicht zu empfehlen und auch Lucida Calligraphy ist nicht immer optimal und wird von mir auch nicht so oft verwendet. Nur schade, dass viele auf dem Weg nach etwas nicht ganz so Steifem gleich an der Comic hängen bleiben, die echt eher naja ist.... |
#7
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Hallo!
Wenn man die Comic Sans entsprechend ihrem ursprünglichen Verwendungszweck einsetzt, dann funktioniert sie wunderbar: Ist jedoch ein seriöser Zusammenhang gewünscht, dann geht die Comic Sans leider nach hinten los: Für Comics, Kindergeburtstage, o.ä. ist sie einsetzbar. Meinetwegen auch sogar in bunt und als Bogen oder Welle oder oder oder... Aber auch dort sollte man sie möglichst nicht als Fließtext einsetzen! Stellt euch vor, ihr solltet z.B. Harry Potter in einer Comic Sans lesen. Da tun einem allerspätestens auf Seite 3 die Augen weh, denn auch wenn Laien oft etwas anderes behaupten: Die Comic Sans hat KEINE gute Lesbarkeit, zumindest nicht bei längeren Texten! Viele Laien wollen ihr Schriftbild zu etwas "besonderem" machen und kehren daher Helvetica/Arial oder Garamond/TimesNewRoman den Rücken, denn die Comic Sans ist ja auch "irgendwie" eine Blockschrift mit einem zusätzlichen individuellen Charakter, ohne damit gleich ein verschnörkelter Script-Font zu sein. Dass dabei aber die Seriösität verloren geht, wird meist übersehen. Die meisten Grafiker wissen um die Problematik mit dem Image der Comic Sans und verzichten daher "schon rein prophylaktisch" auf die Verwendung dieser Schrift. Man kann deshalb heutzutage fast schon sicher sein, dass derjenige, der eine Comic Sans verwendet, ein Laie ist. Zitat:
Das "schönste" Schriftbild ist natürlich immer Geschmackssache; das sieht man ja auch immer wieder bei Heike und mir, wenn wir uns uneins sind. Aber dennoch gilt nach wie vor: Über guten Geschmack kann man streiten, über gutes Design nicht!
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Gruß Jenny _____________________ Live long and prosper! |
#8
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Ich denke es ist einfach eine Schrift die auffällt. Wer von den normal Sterblichen kümmert sich um Serifen. Wer erkennt da auf Anhieb den Unterschied zwischen verdana und arial? Wer kümmert sich um proportional und nicht.
Die Comic sticht halt heraus. Der Aha-Effekt. Wenn es für den Hausgebrauch ist, warum nicht. Soll jeder seine Rezepte damit abtippen. Ist es nicht noch schlimmer, wenn man als Arbeitsunterlage bei Vorträgen nen Zettel bekommt, der nicht nur in 10 verschiedenen Schriften, sondern auch in 5 Farben, mal kursiv mal unterstrichen mal trallala ist? Alles schon gehabt. Da feue ich mich über nen Zettel in Times. Und auch wenn ich die comic noch nie verwendet habe. Von einem sicheren Umgang mit den Schriften bin ich meilenweit entfernt ich gehöre auch zu den schriftidioten, die einfach schauen, ob ihnen das Schriftbild gefällt. Und bleibt es nicht bis zu einer gewissen Grenze einfach eine Sache des Geschmacks?
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Schwarzweißfotografie hautnah: press-photographer Geändert von hydro (11.03.14 um 17:20 Uhr). |
#9
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Hallo zusammen!
Ja, Comic Sans - da scheiden sich die Geister. Die Entwicklung von Comic Sans - gedacht für Microsofts "Bob". Genauer für die Dialoge der Protagonisten mit den Menschen. (Bilder gefällig) Bob war ein Reinfall und wurde eingestampft. Comic Sans - als Produkt durfte weiterleben. Und es gibt nicht wenige, die sich wünschten sie wäre ebenfalls eingestampft worden Jenny bringt es auf den Punkt. Wenn die Schrift da eingesetzt wird, für dessen Zweck sie gedacht war, dann ist es eine supertolle Schrift! Eine Schrift, die ihre Berechtigung hat. Wie Heike schreibt wird sie wohl oft deswegen herangezogen, weil sie sich abhebt vom üblichen Einerlei. Prinzipiell würde ich - angelehnt an Heikes Frage - durchaus zu einem Herzspezialisten gehen, wenn er Werbung (die ein Arzt nicht machen darf) mit Comic Sans nutzt. Wenn also ein Spezialist sein Praxisschild damit gestaltet, ginge ich trotzdem hin. Schrift und Fachkenntnis schließen sich nicht aus für mich Doch die Wirkung, die eine unbedacht gewählte Schrift hinterlässt, ist irgendwie vom Bauch her eigenartig und löst etwas aus. Mir gefällt Heikes Aussage, dass gute Typografie da anfange, wo die Schrift zum Rest gut passe. Letztlich ist der Einsatz- und Wirkzweck für eine Schrift maßgebliches Auswahlkriterium. Wobei da die Frage aufkommt, ob es ein objektives Kriterium für eine seriöse Schrift gibt. Oder ob diese Vorgaben lediglich antrainiert wurden. Wie auch immer - diese gesellschaftlichen Vorgaben sind gültig. Ugges Ansatz es als "Normalo" zu sehen, finde ich spannend. Ich sage jetzt einfach mal "unversaut" von Konventionen und Regeln betrachtet, findet sie die Schrift für verspielte Aussagen zweckdienlich und ansprechend. Glückwünsche und Gedichte wirken für sie daher mit dieser Schrift angenehmer als die nüchternen Vertreter. Hier gefällt mir besonders der Vergleich mit dem Anwalt: "Ein Anwalt wird seinen Klienten auch nicht in Badeschlappen und Schlabber-T-Shirts empfangen. Wenn er's aber mag und privat zu Hause seine Freunde darin empfängt, warum nicht?" Wo wir dann bei den unterschiedlichen Lebensrollen und deren Verhaltenskonventionen angekommen sind. Klar, es ist Geschackssache. Doch wie kommt es, dass der Geschmack allgemeinübergreifend ausformuliert wird. Sachliche Texte in Times, Glückwünsche in Comic Sans. Dies liest man öfter auch von Laien. Doch dieses Empfinden scheint ja innerlich spürbar zu sein. Und ja. Täglich das gleiche Lieblingsessen kann zur Frustration werden. Bisher scheint Fakt zu sein, dass die Aufregung vieler beruflicher Typographen eher daherrührt, dass die Schrift falsch genutzt wird, als gegen die Schrift selbst. So wie Abgeflachte Kante & Relief oder Schein nach Außen Designern auch einen gewissen Ekel abverlangt. Wiederum dann, wenn es "falsch" eingesetzt wird. Wobei es wieder spannend wäre zu ergründen, wer hier falsch und richtig... Schön, dass Heike hier ein paar Beispiele an Alternativen gibt. Handwriting Dakota gefällt mir auch. Curlz dagegen bedarf - wie jede andere Schrift auch - einen gewissen Rahmen in die sie passt für meinen Geschmack. Und das ist meiner Ansicht nach der Schlüssel. Der Rahmen. Das Thema, die Umgebung. Der Anlass, für den eine Schriftauswahl gedacht ist. Für mich ist Schrift durchaus auch mit Parfüm zu vergleichen. Mehrere dominante Düfte auf einmal führen zu Unwohlsein oder gar Übelkeit - wie auch mehrere Schriften auf einer Seite oder in einem Dokument vermieden werden sollten. Jenny greift das auch wunderbar auf. Wie Anfangs schon geschrieben zeigt sie einen total genialen Einsatzzweck von Comic Sans. Und da funktioniert sie besser als es Garamond oder Times je könnten. Doch ein Buch in Comic Sans - nein danke. Dass ein Fließtext andere Anforderungen hat als ein Eyecatcher ist wohl jedem einleuchtend. Ob er etwas von Schrift versteht oder nicht. Selbst ich begreife das. Doch ein Logo ist kein Fließtext und dennoch gibt es hier Anfeindungen bestimmter Schriftstile. Geschmackssache sei es. Jedoch ist zu viel eigener Geschmack wohl hier auch nicht gefragt. Wann ist ein Design gut? Und wann der Geschmack schlecht. Oder gar umgekehrt. Serifen oder nicht - kann schon mal entscheidend sein, wenn man ein paar hundert Seiten lesen mag. Bewusst wird es den Wenigsten auffallen. Unterbewusst jedoch schon, ob es sich zieht oder flüssig von statten geht. Und mir geht es wie Kai. Ich bin ein Schriftidiot und nehme, was mein Bauch mir rät. Und ja. Bleibt es nicht eine Sache des Geschmacks? Und wer definiert hier diesen? Ich finde es weiterhin spannend. Insbesondere dann, wenn man betrachtet, wie sich diverse Schriftstile wandelten. Lieben Gruß Stephan
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#10
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Hallo!
Zitat:
Wenn du eine Helvetica (eigentlich SUPER für Fließtext) in 9pt auf 10pt im Blocksatz auf A4-Briefbogenbreite setzt, dann wird dein Gegenüber damit sicher auch nicht glücklich... "Typografie" beinhaltet also schon ein wenig mehr als "nur" die Wahl der "richtigen" Schriftart. Und genau das wird von vielen Laien unterschätzt! Für Design, und eben auch für typografisches Design, gibt es eine Menge Regeln. Regeln, die man natürlich nicht als ein "Korsett" verstehen sollte, aus dem man nicht ausbrechen darf. Aber Regeln, von denen man sich im "Normalfall" auch nicht allzu weit entfernen sollte, wenn man einen Großteil der "anderen" positiv erreichen möchte. Und genau deshalb gibt es zu diesem Thema zahlreiche Vorlesungen, Seminare, Bücher, (Video-)Trainings, usw.
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Gruß Jenny _____________________ Live long and prosper! |
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